Sind wir wirklich besser? Gedanken über Elefanten in Thailand und Pferde bei uns

in thailand •  7 days ago 

Reiten zwischen Romantik und Realität - Was ich in Thailand über Pferde in Deutschland gelernt habe

Vor kurzem war ich in Thailand. Ich hatte mich auf Strände, gutes Essen und Natur gefreut. Aber was ich dann sah, hat mich ehrlich gesagt ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht.

Schon am ersten Tag sah ich Werbung für Elefantenreiten. An jeder Ecke, auf Schildern, Flyern, sogar auf Taxis. Für viele Touristen scheint das ein Highlight zu sein. Für mich war es eher ein Schock.

Ich habe mir die Tiere genauer angeschaut. Viele standen einfach nur still da. Manche wirkten total erschöpft. Einige hatten wunde Stellen an den Beinen oder am Kopf. Sie trugen schwere Sitze aus Holz und Stoff. Und das stundenlang. Immer wieder neue Leute auf ihrem Rücken. Kein Schatten, kein Rückzugsort, keine Ruhe.

Ich konnte das Bild nicht mehr loswerden. Es hat sich irgendwie eingebrannt.

Was ist eigentlich normal?

Zurück im Hotel hab ich viel über das Thema gelesen. Wie Elefanten für den Tourismus abgerichtet werden. Wie jung sie oft von der Mutter getrennt werden. Wie sie Schmerzen ertragen müssen, um zu “gehorchen”. Und wie das alles für viele einfach als “Erlebnis” verkauft wird.

Aber was mich dann noch mehr beschäftigt hat, war die Frage: Sind wir wirklich so viel besser?

Denn während wir das Elefantenreiten in Thailand scharf kritisieren, ist Reiten bei uns in Deutschland total normal. Kaum jemand stellt es in Frage. Es gehört halt dazu.

Der Blick auf unsere eigenen Tiere

Auch bei uns tragen Tiere Menschen. Auch bei uns werden sie trainiert, gedrillt, kontrolliert. Pferde stehen oft den Großteil des Tages in Boxen. Sie bekommen Bewegung, ja, aber oft nur dann, wenn ein Mensch Zeit dafür hat.

Viele Pferde müssen stundenlang dieselben Übungen machen. Manche haben kaum Kontakt zu anderen Pferden. Manche zeigen Stress, den wir nicht mal bemerken oder ernst nehmen.

Natürlich gibt es auch gute Haltungen. Offenställe, Weiden, liebevolle Pflege. Ich will das gar nicht abstreiten. Aber es ändert trotzdem nichts an der Frage: Tun wir das für das Tier oder für uns?

Zweierlei Maß

Warum verurteilen wir das eine und akzeptieren das andere? Ist das nur ein kulturelles Ding? Oder haben wir uns einfach zu sehr daran gewöhnt?

Wenn ein Tourist in Thailand auf einem Elefanten reitet, sagen viele: Das ist Tierquälerei. Aber wenn jemand in Deutschland auf einem Pferd sitzt, ist es plötzlich Reitsport, Therapie oder Freizeitbeschäftigung.

Vielleicht ist es an der Zeit, beides mal ganz ehrlich nebeneinander zu legen. Und sich zu fragen: Wollen Tiere wirklich geritten werden? Oder glauben wir das nur, weil es schon immer so war?

Ein persönlicher Gedanke

Ich bin nicht perfekt. Ich habe selbst früher Pferde bewundert und fand Reiten ganz normal. Aber seit Thailand denke ich anders.

Ich glaube nicht, dass wir aufhören müssen, Tiere zu lieben. Im Gegenteil. Aber vielleicht sollten wir anfangen, sie auf eine andere Art zu lieben. Eine, die ihnen wirklich gerecht wird. Nicht nur unseren Vorstellungen.

Vielleicht bedeutet echte Tierliebe auch mal zu verzichten. Und genau hinzuschauen. Auch bei dem, was uns vertraut ist.

Nur ein Gedanke. Aber vielleicht ein wichtiger.

PS: Auf Medium gibt es dazu auch einen Interessanten Artikel, bei dem ein User ebenfalls auf das Thema eingeht Link

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